Konzeption der Kritischen Karl Philipp Moritz-Ausgabe

 

Die KMA erschließt das Gesamtwerk einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Berliner Spätaufklärung, zugleich einer Schlüsselfigur der deutschen Literatur- und Geistesgeschichte zwischen Aufklärung und Klassik/Romantik. Die Ausgabe widmet sich einem originellen interdisziplinären Werk, in dem eine Vielfalt unterschiedlicher Themenbereiche miteinander verknüpft ist: Dichtung, Reisebeschreibung, Journalismus, Ästhetik, Altertumswissenschaft, Mythologie, Sprachtheorie, Pädagogik, Psychologie, Moralphilosophie, Freimaurerei, Akademiearbeit, Übersetzung und Edition fremdsprachiger Werke. Moritz' Bedeutung zum Trotz stand allerdings bislang nur ein vergleichsweise kleiner Teil an Texten aus seiner Feder in leicht greifbarer und zuverlässig edierter Form zur Verfügung. Vieles aus dem umfangreichen gedruckten Oeuvre von Karl Philipp Moritz ist in neueren Ausgaben, wenn überhaupt, nur im Ausschnitt zugänglich. Die erste Moritz-Gesamtausgabe macht es sich zur Aufgabe, die Vielzahl der Forschungs- und Interessengebiete zu dokumentieren – nicht nur Moritz' dichterische Leistung.

Karl Philipp Moritz 1790. Gemälde von Friedrich Rehberg (1758-1835) © Akademie der Künste, Berlin

In der KMA werden die oft nur noch als Rara in wenigen Bibliotheken vorhandenen Drucke neu zugänglich gemacht und wissenschaftlich verlässlich kommentiert. Da der Nachlass des Autors bislang verschollen ist und alle späteren Auflagen der Werke keine wesentlichen Änderungen bringen, orientiert sich die Moritz-Edition an den Erstdrucken. Handschriftlich überliefert sind fast ausschließlich Briefe und Aktendokumente, die in der KMA, zum Teil erstmals, zugänglich gemacht werden.

Moritz beschäftigte sich oft gleichzeitig mit mehreren Vorhaben, die verschiedene Fachgebiete betrafen. Eine chronologische Anordnung der Texte könnte daher aufschlussreiche Querverbindungen zwischen den Wissensgebieten sichtbar machen, die Moritz interessierten. Doch andererseits hat der Autor zahlreiche Texte vielfältig wiederverwertet - als Mehrfachdruck ebenso wie in neuen Kontexten. Die Entstehungszeit lässt sich für einen großen Teil seiner Schriften schwer oder kaum nachweisen. Deshalb wäre eine strikt chronologische Gliederung der Ausgabe problematisch: Das Mehr an entwicklungsgeschichtlicher Information wäre durch eine unübersichtliche und vielfach nicht gesicherte Werkabfolge erkauft.

Die KMA ordnet deshalb die Schriften von Moritz systematisch nach Sachgebieten an. Ediert werden in 13 Bänden (Bd. 4, 5 und 7 jeweils in zwei Teilbänden) sämtliche Werke und Briefe des Autors sowie die Dokumente seiner Tätigkeit als Mitglied beider Berliner Akademien - der Akademie der Künste und der Akademie der Wissenschaften. Die Edition der Texte wird ergänzt durch Lebenszeugnisse und relevante Zeugnisse Dritter über Moritz sowie durch eine Bibliographie.